Infos von fair-fish: März 2022
Willkommen zum ersten Newsletter von fair-fish international und der FishEthoGroup in diesem Jahr.
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Gute Lektüre!
Die Summer Shoal findet wieder statt!
Gastreferat von Felicity Huntingford, eine Fischwohl-Pionierin.
Nach einer Zwangspause von zwei Jahren findet die Summer Shoal nun wieder statt – eine besondere Form des konstruktiven Dialogs verschiedener Akteure über die Verbesserung des Fischwohls. fair-fish international, die FishEthoGroup und das Meeresforschungsinstitut CCMAR freuen sich, zur 4. Summer Shoal in Fish Ethology and Welfare vom 28. Juni bis zum 1. Juli einzuladen, wieder an der Algarve im Süden Portugals, im hübschen kleinen Resort Pedras d'el Rei an der Atlantikküste, eine halbe Autostunde östlich des Flughafens Faro, im Herzen des Naturparks Ria Formosa und seiner herrlichen Sandinseln.
Das besondere Format der Veranstaltung beschränkt die Teilnehmerzahl auf 30 Personen, damit die Vorträge und Diskussionen in einem grossen Kreis unter freiem Himmel stattfinden können und der Wissens- und Ideenaustausch zwischen Wissenschaftlern, Industrie, NRO und politischen Entscheidungsträgern gefördert wird. Sichern Sie sich einen Platz und melden Sie sich so schnell als möglich an.
fair-fish im Fernsehen
fair-fish Codirektorin Rahel Salathé im Interview
Anfang Februar widmete sich der Südwestrundfunk in seiner Sendereihe Odysso dem Fischwohl. Vor der Kamera äusserten sich Menschen, die beim Angeln, in der Fischzucht, in der Wissenschaft oder beim Essen mit Fischen konfrontiert sind oder sich für deren Wohl engagieren – unter ihnen auch Rahel Salathé, Mitglied der Geschäftsleitung von fair-fish international.
Der Film «Ist ja 'nur' ein Fisch» (30 min.) sowie die Hintergrund-Doku «Warum Fischwohl ein Tabuthema ist» (45 min.) beleuchten das, was Fischen geschieht, von verschiedenen Seiten, von der industriellen Fischerei über die Hightech-Fischzucht bis zum Aquarium zuhause. Beides gut recherchiert und präsentiert, mit Gewinn anzusehen und nach wie vor online unter den obigen Links!
fair-fish aktiv gegen die Massentierhaltung
Zuchtforellen in einem Fliesskanal bei der Fütterung (Studer/fair-fish)
Auch in der Schweiz verdrängen industrielle Grossbetriebe die traditionellen Höfe zunehmend. Sie missachten das Tierwohl systematisch, indem zu viele Tiere auf engem Raum gehalten werden.
Die Volksinitiative gegen die Massentierhaltung verlangt nun, dass die verfassungsmässig garantierte Würde des Tieres endlich auch in der landwirtschaftlichen Tierhaltung respektiert wird. Das bedeutet, dass die Tierzahlen dem Niveau von Biobetrieben angepasst werden sollen. National- und Ständerat haben einen gangbaren Gegenvorschlag abgelehnt, weshalb die Initiative im Herbst dieses Jahres zur Abstimmung kommt.
In Fischzuchten dürfen in der Schweiz bis zu 100 kg Fische pro Kubikmeter gehalten werden – ohne dass die Ansprüche der Tiere beachtet werden. Damit ist die konventionelle Fischzucht klar als Massentierhaltung anzusehen. Ein weiterer Ausbau von Fischzuchten als Nebenerwerbszweig in der Landwirtschaft wird aber vorangetrieben.
fair- fish setzt genau hier an und unterstützt deshalb die Massentierhaltungsinitiative als stimmberechtigtes Mitglied der Allianz. Wir fordern insbesondere, dass Fischzuchten nur unterstützt werden, wenn eine Garantie für artgerechte und tierschutzkonforme Haltung gegeben werden kann.
Projekt Carefish/catch sucht Doktorand/in
Zuchtforellen bei der Fütterung(Studer/far-fish)
Wir suchen hochmotivierte Kandidat/innen, die sich für die Ausschreibung 2022 der portugiesischen Stiftung für Wissenschaft und Technologie (FCT) bewerben möchten, um im Rahmen eines Forschungsprojekts über die Reduktion des Tierleids in der kommerziellen Fischerei zu doktorieren.
Das Projekt Carefish/catch wird von einem multinationalen und multidisziplinären Konsortium durchgeführt. Geforscht wird innerhalb des Zentrums für Meereswissenschaften (CCMAR ) der Universität der Algarve und in Zusammenarbeit mit der FishEthoGroup und den übrigen Mitgliedern des Konsortiums.
Neue Arten in der FishEthoBase
Beluga-Stör (Foto: Максим Яковлєв/Wikimedia)
Der Beluga (Huso huso) vervollständigt unsere Profile von Störarten in der FishEthoBase. Er ist für seinen Kaviar bekannt und wird daher intensiv gezüchtet. Zu den Problemen, die das Fischwohl in Gefangenschaft betreffen, gehören die stark invasive Fortpflanzung, die Besatzdichte des in der Natur meist solitär lebenden Störs und dessen Anfälligkeit für Stress.
Im Gegensatz zu den Stören ist die Liste der zu behandelnden Cypriniden noch lang. Vor kurzem haben wir Profile der Silberbarbe (Barbonymus gonionotus), der Karausche (Carassius carassius) und der Wuchang-Brasse (Megalobrama amblycephala) publiziert. Diese Arten werden für ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber nachteiligen Lebensbedingungen sowie für ihre einfache Aufzucht und ihr schnelles Wachstum gelobt. Trotz ihrer kommerziellen Bedeutung sind viele Aspekte des Lebens in freier Wildbahn noch unklar und bedürfen weiterer Forschung.
Das Fehlen von ethologischem Wissen ist ein bekanntes Problem in der FishEthoBase; es gilt auch für die Teichschmerle (Misgurnus anguillicaudatus): Sie ist sehr plastisch gegenüber Hypoxie, thermischen Schwankungen und hohen Besatzdichten und daher sehr gefragt; aber für 6 unserer 10 Kriterien gab es keine oder zu wenige Daten, um sie richtig zu bewerten.
Der Amurwels (Silurus asotus) hingegen scheint für die Zucht weniger geeignet zu sein, da eine Fortpflanzung in Gefangenschaft ohne Hormoninduktion nicht möglich ist, da er sich aggressiv und kannibalisch verhält und empfindlich auf Handling, Vibrationen und Lärm reagiert.
Jenny Volstorf
Neue Arten im Fischtest
Mallotus villosus (Barton Warren Evermann und Edmund Lee Goldsborough / Wikimedia)
Unser Fischtest ist um drei Arten gewachsen: Torpedo-Makrele (Scomberomorus commerson), Kapelan oder Lodde (Mallotus villosus) und die Pazifische Kliesche (Limanda aspera). Grund für die Auswahl dieser Arten war, endlich das Wildfangsortiment der beiden grössten Schweizer Supermarktketten vollständig abzudecken, Migros und Coop.
Beide Detailhändler behaupten, dass ihr gesamtes Sortiment nachhaltig gefischt oder gezüchtet wird und dass die Konsumentinnen und Konsumenten mit gutem Gewissen Fischprodukte kaufen können. Eine aktuelle Studie von Larissa Puma, Studentin an der Universität Bern, hat jedoch gezeigt, dass lediglich drei Prozent des Wildfischsortiments der beiden Detailhändler tatsächlich als nachhaltig bezeichnet werden können. Der Grund: Entweder sind die entsprechenden Fischbestände überfischt oder es werden schädliche Fangmethoden angewendet. Es wurden mehrere Zertifizierungssysteme und Verbraucherleitfäden untersucht und verglichen, und unser Fischtest erwies sich als der konservativste und realistischste, weshalb er als Grundlage für die Studie von Larissa Puma diente.
Der Fischtest ist eine schrittweise Entscheidungshilfe, bei der eine Fischart auf verschiedenen Ebenen bewertet wird: Zustand der Fischbestände, Label, verwendete Fangmethoden und nicht zuletzt das Konsumverhalten. Die drei neuen Arten bestehen nicht einmal die erste Hürde, da sie alle vielerorts stark überfischt sind. Während Kapelan und Torpedo-Makrele es möglicherweise in die Liste der empfohlenen Fische schaffen könnten, falls ihren Bestände erlaubt wird, sich zu erholen, wird es die Pazifische Kliesche niemals in die engere Wahl schaffen. Wie andere Plattfische lebt sie auf dem Meeresboden und wird mit Grundschleppnetzen gefangen, die zu viel Beifang erzeugen, als dass diese Methode als unbedenklich gelten könnte. Drei weitere Arten also, die es zu meiden gilt; aber es gibt zahlreiche Alternativen! Machen Sie den Fischtest vor Ihrem nächsten Fischeinkauf.
Rahel Salathé
«Radio FishEthoBase»
Fish Talk ist eine Serie von Mini-Podcasts auf Englisch mit Informationen zu natürlichen Verhaltensweisen oder zu Haltungsbedingungen, die für die Bewertung und Verbesserung des Wohls von Zuchtfischen wichtig sind; all dies in wenigen Worten und in der Regel in weniger als 3 Minuten! Diese Spots sind eine Art «Radio FishEthoBase» über Fischarten, deren Profile bereits in unserer FishEthoBase veröffentlicht wurden, also in der ersten frei zugänglichen Online-Datenbank, die ethologisches Wissen über Zuchtfische zusammenfasst. Unsere erste Serie von Spots in FishEthoBase wurde gerade veröffentlicht.
Andere mögliche Arten von Programmen für Fish Talk sind angedacht; mal sehen, was uns Fish Talk im Jahr 2022 bringt.
Caroline Marques Maia
Bestehen Fische das Spiegelexperiment?
Labroides dimidiatus (Foto: Frédéric Ducarme/Wikimedia)
Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob Fische Schmerzen bewusst wahrnehmen können. Inzwischen häufen sich die wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Fische verschiedener Arten diese Fähigkeit besitzen. Diese Erkenntnis wird Folgen haben: Besorgte Verbraucher stellen Fragen, vorausschauende Fischzüchter betrachten das Fischwohl als strategischen Faktor, aufmerksame Supermarktketten stellen sich auf die zu erwartende veränderte Nachfrage ein, und bald wird sich auch die Fischindustrie mit ihrer Praxis auseinandersetzen müssen, jedes Jahr Billionen von Tieren qualvoll zu töten.
Doch nun scheint sich eine neue Debatte abzuzeichnen: Sind Fische ihrer selbst bewusst? Lange Zeit galt es als ausgemacht, dass nur «höhere Tiere» wie Primaten, Elefanten oder Delfine sich in einem Spiegel erkennen können, was als Beweis für Selbstbewusstsein gilt. Nun haben Wissenschafter aus Japan, Deutschland und der Schweiz vor kurzem eine Folgeuntersuchung zu ihrer früheren Studie veröffentlich t, die auf ein Selbsterkennen des Blaustreifen-Putzerlippfischs (Labroides dimidiatus) im Spiegel hinweist. Die Autoren sind bei der Interpretation ihrer Ergebnisse vorsichtig genug und kommen zum Schluss, dass «entweder die Selbstwahrnehmung bei Tieren oder die Gültigkeit des Spiegeltests überprüft werden muss». Sollte sich aber eines Tages herausstellen, dass viele aquatische Arten über Selbstbewusstsein verfügen, wie sollen dann Fischereien und Händler Fische verkaufen, die massenhaft im Netz zerquetscht und an Bord ohne Betäubung verarbeitet oder qualvoll erstickt sind?
Die grundsätzliche Frage lautet freilich ganz anders: Warum muss überhaupt bewiesen werden, dass Fische Selbstbewusstsein haben und Schmerz bewusst empfinden? Haben sie nicht schon durch ihre Existenz als Lebewesen Anspruch auf unsere Rücksichtnahme?
Billo Heinzpeter Studer
Soweit unsere Neuigkeiten für heute; es wird bald weitere geben. Wir danken Ihnen für Ihr Interesse.
Sollten Sie eine Idee, eine Frage oder einen Kommentar haben, zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren.
Frieden und Gesundheit!
Das Team von fair-fish international und der FishEthoGroup